Die Geschichte unserer Gemeinde
Seit dem Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wird die historische Marienkapelle überwiegend von der 1972 gegründeten russisch-orthodoxen Gemeinde Kölns genutzt. Sie nennt sich, unter Berücksichtigung der Kölner Geschichte, Gemeinde der „Heiligen Konstantin und Helena-Kirche“.
Die als Religionsgemeinschaft staatlich anerkannte Kirchengemeinde erhält keine Steuergelder oder sonstige Subventionen. Sie trägt alle Kosten für Pflege und Erhalt der Kapelle und finanziert dies aus Spenden .
Die Geistlichkeit der Gemeinde betreut etwa 350 Gläubige aus Köln und dem Umland. Die kleine Marienkapelle ist seit dem Ende der 1970er Jahre zum Mittelpunkt kirchlichen Lebens der russisch-orthodoxen Gemeinde Kölns geworden.
Die Rede des Gründers unserer Pfarrei, Erzpriester Herman Faltermayer, anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Pfarrei im Jahr 2012
Heute, da wir unseren Festtag feiern, ist es angebracht, sich daran zu erinnern, wie unsere Gemeinschaft entstanden ist. Dass in fast jeder größeren Stadt in Deutschland eine orthodoxe Gemeinde zu finden ist, auch im Moskauer Patriarchat, gilt heute als selbstverständlich, aber vor 50 Jahren war das noch nicht so. Als in den 50er Jahren ein Zustrom von so genannten “Gastarbeitern”, vor allem aus Griechenland und Jugoslawien, einsetzte, entstand der Bedarf, Orte der geistlichen Betreuung für diese Menschen, die meist orthodox waren, zu schaffen.
Auch unsere Kirche diente zunächst als Gotteshaus für die griechische Gemeinde, später für die russische Gemeinde des Moskauer Patriarchats und einmal im Monat für die armenische Gemeinde.
Als meine Familie und ich 1969-1970 aus beruflichen Gründen aus Berlin kamen, wo wir dem Moskauer Patriarchat angehörten, trafen wir eine kleine Gruppe deutscher Orthodoxer, die Kirchen verschiedener Jurisdiktionen angehörten. Wir hielten diese Situation für unzureichend.
Im Jahr 1970 wurden die nordamerikanischen Diözesen autokephal und traten aus der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats aus. Der damalige Erzbischof von Philadelphia, Albert van der Mensbrugghe, ein gebürtiger Belgier, wollte unter dem Omophorion des Moskauer Patriarchats bleiben. Er kehrte nach Europa zurück und das Moskauer Patriarchat beauftragte ihn, den Stand der Dinge für die Errichtung einer Diözese in Nordwestdeutschland und Düsseldorf als Sitz des Bischofs zu prüfen. Die Entscheidung war positiv und 1971 erhoben ihn Metropolit Anthony (Blum) und Vladyka Pierre von Paris zum Bischof in der Metropole Sourozh in London.
1971 schenkte das katholische Bistum Köln, vermittelt durch den berühmten Prälaten Dr. Karl Klinkhammer, der Kölner Gemeinde die alte und verehrte Kirche Santa Maria al Campo (auch “Kapelle Maria der Absolution” genannt) für Gottesdienste. Bis dahin fanden die Gottesdienste alle vier Wochen in der Krypta der katholischen Studentengemeinde in Köln (Berrenrather Straße) statt. Seit 1971 werden regelmäßig Gottesdienste abgehalten, abwechselnd von Vladyka Alexis, Erzpriester Sergius Heitz (aus Düsseldorf) und Pfarrer Maximilian Kemms (aus Oberhausen/Neuss).
Am 11. Mai 1972 erfolgte die kanonische Gründung der Kölner Gemeinde in einem feierlichen Bischofsgottesdienst durch Bischof Alexius. Kaiser Konstantin und Kaiserin Helena wurden im Zusammenhang mit der Geschichte der Stadt als Schutzpatrone der Gemeinde gewählt: Kaiser Konstantin gründete die Festung Deutz und Kaiserin Helena die Kirche St. Gereon. Am 27. Mai 1973 wurde ich in der Kölner Gemeinde zum Priester geweiht und kurz darauf wurde Diakon Stephan Ess zum zweiten Priester in Köln geweiht, während die Gemeinden Düsseldorf, Oberhausen und Neuss Rektor waren.
Im selben Jahr wurde die Kirche mit einer Ikonostase ausgestattet, die von einem deutschen Ikonographen aus Köln entworfen wurde. Die Gemeinde erhielt die heiligen Gefäße für die Eucharistie als Geschenk von einer griechischen Familie. Dank der Hilfe des Priesters Prof. Dr. Georgios Metalinos, der damals der geistliche Leiter der Studenten war, konnte die Gemeinde Gewänder und Kirchenutensilien aus Griechenland kaufen, da es damals schwierig war, diese aus Russland zu bekommen.
Seit dem 2. September 1975 findet einmal im Monat die Sonntagsschule für die Schulkinder in der Gemeinde statt.
Im Jahre 1977 schenkte Metropolit Filaret von Berlin und Mitteleuropa (später Metropolit von Minsk und Slutsk, Patriarchalischer Exarch von ganz Weißrussland) unserer Gemeinde, die eine neue Ikonostase benötigte, Ikonen, die in Zagorsk hergestellt wurden.
Nach dem von allen bevorzugten Tod von Wladyka Alexey am 26. Mai 1980 wurde Archimandrit Longin 1981 zum Bischof geweiht und am 11. Oktober übernahm er die Leitung der Diözese.
Im Jahr 1982 feierte Erzbischof Pitirim von Volokolamsk, der sich auf einem Besuch in Deutschland befand, um die für die praktische Ausbildung der Theologiestudenten in Russland benötigte fotografische Ausrüstung zu bestellen, die Liturgie in unserer Kirche. Am 29. Januar 1989 feierte Metropolit Alexy von Leningrad (später Patriarch von Moskau und ganz Russland, Alexy II) die Göttliche Liturgie in unserer Kirche. Gleichzeitig wurde auf seinen Befehl hin der Protodekan Irinikios Schulten zum Diakon in der Gemeinde Köln ernannt.
Nach den politischen Veränderungen von 1990 und dem verstärkten Zuzug von Gläubigen aus den GUS-Staaten wurde eine neue pastorale Praxis eingeführt: Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Mehrheit der Gläubigen aus den GUS-Staaten russischsprachig war, beschloss die Heilige Synode, den bei der Gründung der Diözese beschlossenen Gebrauch der deutschen Sprache in den Gottesdiensten durch den Gebrauch einer zweiten Sprache zu erweitern. So wurde in den Gottesdiensten neben der deutschen auch die kirchenslawische Sprache verwendet.
Innerhalb der im Aufbau befindlichen Diözese des Moskauer Patriarchats in Übersee übernahm Erzbischof Theophanes die etablierte Diözese Berlin und Deutschland.
Im Jahr 1992 feierte Metropolit Kirill von Smolensk und Kaliningrad (seit 2009 Patriarch von Moskau und ganz Russland) die Liturgie in Köln. Mit Dekret vom 8. Januar 2005 wurde Viktor Jakim zum zweiten Pfarrer in Köln ernannt, um die Kölner Priesterschaft zu unterstützen.
Am 25. August 2014 ist unser ehemaliger Erzbischof Longin verstorben. Ihm und allen Verstorbenen, die dem Herrn hier zu allen Zeiten gedient haben, sei ewig gedacht.